LYCOPODIUM IN DER TIERHOMÖOPATHIE
von Arne Krüger
veröffentlicht in den
Berliner Heilpraktiker Nachrichten Nr. 3 / 1999
EINLEITUNG
Die homöpathische Behandlung der Haustiere richtet sich nach den gleichen Grundregeln wie die Humanhomöopathie. Dies bedeutet, es kommt auch beim Tier darauf an, ein Mittel nach dem Ähnlichkeitsprinzip ( SIMILEREGEL ) für die individuellen Symptome des Patienten zu finden um ihn zu heilen. Hahnemann, der Begründer der Homöopathie hat dies in der Einleitung zum „Organon der Heilkunst“ mit den Worten „Wähle, um sanft, schnell, gewiß und dauerhaft zu heilen, in jedem Krankheitsfall eine Arznei, welche ein ähnliches Leiden erregen kann als sie heilen soll !“ beschrieben. Die drei Säulen Ähnlichkeitsprinzip, Arzneimittelprüfung und Potenzierung finden auch in der Tierhomöopathie Anwendung. Ich möchte nachfolgend ein Arzneimittelbild vorstellen, nämlich das Bild von Lycopodium beim Tier.
BOTANIK
Lycopodium clavatum, der Keulenbärlapp (Syn.Schlangenmoos, Clubmoos, Drudenfuß, Johanniskraut ) gehört zur Familie der Bärlappgewächse ( Lycopodiacae ), deren Vertreter in fossilen Formen Schuppen- und Siegelbäume waren, welche an der Bildung der Steinkohleflöze beteiligt waren. Die heutigen Bärlappgewächse sind dagegen eher krautige Farnpflanzen. Chemotaxonomisch ist die Familie der Bärlappgewächse durch das Vorkommen von Alkaloiden gekennzeichnet.
Lycopodium als Pflanze bevorzugt trockene Wälder, besonders Nadelwälder und Heiden. Die Pflanze wird bis zu einem Meter lang und wächst auf dem Boden kriechend entlang. An ca. 5 cm hohen, aufrechten Zweigen entstehen im August 2 - 3 Sporangienähren mit ihren Sporen, die erst nach 6 - 7 Jahren keimen.
Aus den Keimen entwickeln sich die Vorkeime, an denen die Geschlechtsorgane entstehen. Es wechseln sich stets eine geschlechtliche Generation mit einer ungeschlechtlichen ab. Die Pflanzen erreichen erst im 12.- 15. Jahr die Geschlechtsreife. Der aus den Sporen wachsende Keimling lebt in Symbiose mit Pilzen.
Für die homöopathische Arznei werden die getrockneten, reifen und zerriebenen Sporen ( Isosporen ) verwendet. Diese sind aus der Pharmazeutik bereits als Pillenbestäubungsmittel und Wundpuder bekannt. Das Pulver ist fein, blaßgelb, geruch-u.geschmacklos, auf Wasser schwimmend und verpufft wenn man es in eine Flamme bläst. Die Urtinktur ist hellgelb ohne besonderen Geruch und mit fettigem Geschmack.
Wirksame Inhaltsstoffe von Lycopodium sind fettes Öl, Flavonoide und Sporopollenine, im Kraut finden sich auch Alkaloide, darunter Lycopodin. In der Volksheilkunde wurde das Lycopodiumkraut als Diuretikum verwendet. Die Asche von Lycopodium besteht zu 50 % aus Aluminium.
TYPEN- WESENSBILDER
DER LYCOPODIUM - HUND
Das Hauptwesen des gesunden Lycopodium - Hundes ist geprägt durch Dominanz und Selbstbewußtsein. Beim kranken Lycopodiumhund sind diese Eigenschaften mit Feigheit und Bluffen verbunden, trotzdem zeigt er ebenfalls Dominanz und Selbstbewußtsein, wobei es hier mehr Schein als Sein ist. Man hat einen Hund vor sich, welcher aus sicherer Entfernung die Geschehnisse lautstark durch Bellen oder Knurren kommentiert. Stellt man allerdings seinen "Mut" auf die Probe, so durchschaut man schnell die Kompensation des mangelnden Selbstvertrauens und das Bedürfnis nach Wichtigkeit und Anerkennung. Beim Überschreiten seiner Distanzgrenze kann es auch schon mal zur Aggression des Tieres kommen. Im Unterschied zu Nux vomica ist der Lycopodiumhund aber niemals falsch und warnt vor jeder Aggression deutlich vor.
So wie der Lycopodium - Mensch in erster Linie nach schneller sexueller Befriedigung sucht, so ist auch der Lycopodium - Hund ein recht treuloser Geselle, welcher immer wieder die Gelegenheit nutzt, um sich auf Freiersfüßen zu bewähren. Er scheint nach außen hin von unverwüstlicher Selbstachtung und Vitalität, bewahrt dabei allerdings innere Distanz. Er liebt es, ja braucht es geradezu, gelobt zu werden und zwar ohne Überschwang. Es ist nicht unbedingt der Hund, welcher "außer sich vor Freude" gerät, wenn sein Herrchen ihm Aufmerksamkeit schenkt. Trotzdem ist er davon abhängig. Seine emotionale Distanz muß allerdings nicht sein Temperament unterdrücken. So kann man also auch einen sehr aktiven Hund vorfinden, welcher allerdings über keine sehr gute Ausdauer verfügt. Mezger charakterisiert den Lycopodium - Menschen so:
" Der Geist ist scharf, der Körper schwach ". Sofern es sich auf ein Tier übertragen läßt, dürften wir einen Hund vor uns haben, welcher schnell die Befehle ( oder die Umgehung derselben ) des Menschen versteht und umsetzen kann. Lycopodium ist oft sensibel, ängstlich, unsicher und mißtrauisch.
Der typische Polizeihund kann einen Hinweis auf Lycopodium geben, wobei wie beim Menschen die Spannweite zwischen Gerechtigkeit und Rechthaberei liegt. Als typische Rassen findet man Rottweiler oder Chow-Chows, wobei prinzipiell jede Rasse einen Lycopodiumvertreter haben kann.
DER KRANKE LYCOPODIUM - HUND
Das kranke Tier, welches Lycopodium zu seiner Heilung bedarf, kann viele Gegensätzlichkeiten oder Verstärkungen des zuvor entworfenen Typenbildes aufweisen. So kann z.B. der vorerst noch gut gemeinte Bluff einer Aggressivität weichen, welche sich vorrangig gegen offensichtlich Unterlegene richtet. Besonders Radfahrer werden gerne vom Lycopodiumhund attackiert. Die Tiere sind außerordentlich reizbar und jähzornig. Dies führt teilweise dazu, das es bei Hunden gefährlich sein kann, sie zu strafen oder zurechtzuweisen, da diese dann aggressiv gegen ihre Besitzer werden. Dies findet sich aber nur dann, wenn die Autorität des Besitzers fraglich ist. Wie der Lycopodiummensch so braucht auch der Lycopodiumhund eine feste Struktur in seiner Rudelbeziehung. Jedes Machtvakuum verunsichert ihn und macht ihn dann aggressiv. Diese Aggressivität ist aber ein Zeichen der eigenen Unsicherheit. Der Eindruck eines dominanten Tieres liegt besonders dann vor, wenn der Hund sein Herrchen an seiner Seite weiß. Dies führt bei echten Beißereien dann zu Komplikationen, wenn der Besitzer versucht, die Hunde mit Schlägen voneinander zu trennen und so dem eigentlich unsicheren Lycopodiumhund das Gefühl gibt, sein Herr würde ihn im Kampf noch unterstützen.
Das zuvor sehr lebhafte geschlechtliche Bedürfnis kann einer vollkommenen Unlust weichen, welche bis hin zur Unfruchtbarkeit reicht. Auch anstelle des sonst eher sicheren Auftretens nach außen kann eine merkwürdige Verzagtheit treten. Die Tiere wollen nicht allein sein, legen aber Wert auf eine diskrete Begleitung des Herrn. Sie achten auf eine Distanz zu Menschen und anderen Hunden.
Das dominante Verhalten des Tieres kann bei der klinischen Untersuchung sehr hinderlich sein, da die Tiere sich nicht gerne berühren lassen, besonders wenn die Berührung weh tut. Das dominante Verhalten welches sich durch heftige Drohgebärden auszeichnet, erscheint bei anderen Tieren, die sich schon längst ergeben haben als völlig übertrieben.
DIE KRANKE LYCOPODIUM - KATZE
Die kranke oder unerlöste Lycopodiumkatze liegt häufig zurückgezogen an ihren Lieblingsplätzen, besonders unter Betten oder Schränken. Die Tiere sind oft träge und lustlos, zeigen aber eine rege Aktivität, falls man sie dort stört. Sie drohen und fauchen, können auch mal kratzen. Eine Lycopodiumkatze wird einen Besitzer, der deutlich dominanter ist, aber akzeptieren. Die Katze mag ihre Menschen um sich haben, aber sie liebt es nicht, angefaßt zu werden. Besonders ein intensives Knuddeln des Tieres ist ihm unangenehm, da hierbei die Distanz, die das Tier erträgt, deutlich überschritten wird. Im Verhältnis zu anderen Katzen dominieren diese Tiere meist.
DAS LYCOPODIUM - PFERD
RAKOW beschreibt das Lycopodiumpferd als eigenwilliges Pferd, mit einem ausgeprägten Charakter. Die Tiere können gute Leistungen erbringen, aber auch scheinbar versagen. Ob die Pferde willig und leistungsfähig sind oder unmotiviert, hängt scheinbar von der Tageslaune ab und kann von einem Tag zum anderen wechseln. Wenn man diese Pferde tadelt oder straft, können sie sehr deutlich verstimmt reagieren, ja geradezu beleidigt sein. Auch Vorlieben oder Abneigungen gegen bestimmte Menschen zeigen diese Tiere sehr deutlich. Bei einer Abneigung kommt es zum scheinbar unberechenbaren Schlagen, Beißen oder Stoßen. Auch das Gedächtnis für Strafen ist sehr ausgeprägt, die Tiere sind geradezu nachtragend. Die Fähigkeit der Tiere sich zu ärgern ist deutlich ausgeprägt. Selbst wenn das Trinkwasser nicht die richtige Temperatur hat, oder wenn jemand an ungewohnter Stelle mit dem Putzen beginnt, reagieren die Tiere verstimmt und eigenwillig.
Auf Streß, Leistungsdruck und Hektik reagieren die Tiere reizbar und aggressiv.
ORGANBEFUNDE
ALLGEMEINES
Traurigkeit und Schreckhaftigkeit sind gepaart mit großer Angst. Man findet eine brennende Fieberhitze mit vermehrtem Flankenschlagen. Oft zeigt das Tier viel, oft wenig Durst. Es zeigen sich Frostschauer, die gewöhnlich gegen Abend am stärksten sind, fast immer ohne nachfolgende Hitze und Schweiß. Die Tiere zeigen einen unruhigen Schlaf, wobei sie im wachen Zustand häufig gähnen. Beim Schlafen zeigen die Tiere häufig Zuckungen. Es zeigt sich auch ein heftiges Kratzen an mehreren Körperteilen, wobei nach dem Scheuern oder Kratzen Quaddeln entstehen, welche aber wieder vergehen. Häufig findet man ein leichtes Bluten mehrerer schmerzloser Geschwüre bei Berührung. Es entstehen mitunter große, rote Flecke an verschiedenen Körperteilen, welche meistens schmerzlos sind, oft aber jucken. Die Tiere haben häufig eine heisere Stimme und zeigen eine große körperliche Schwäche.
KOPF
Den Tiere ist häufig schwindelig, was an einem schwankenden Gang zu erkennen ist. Sie leiden unter der Schmerzhaftigkeit des Kopfes beim Befühlen und wehren sich zum Teil heftig gegen die Untersuchung. Manchmal kommt es zum starken Ausfallen des Kopfhaares. Ebenso findet sich ein Grauwerden der Haare,
besonders an den Lefzen beginnend. Es können stark eiternde Kopfausschläge auftreten, die heftig jucken. Es findet sich ein Jucken in den Ohren, wobei die Tiere dies durch Kratzen und Kopfschütteln zeigen. Auch Ausfluß aus den Ohren und eine Verminderung des Hörens ist zu bemerken. Allerdings muß beim Lycopodiumhund ein mangelndes Gehorchen nicht unbedingt ohrenbedingt sein. Häufig ist ein Ohr kalt und ein Ohr warm. Es kann zum krampfartigen Zucken in den Backenmuskeln kommen, sowie zu Schwellungen und Schmerzen im Bereich der Unterkiefer und Halslymphknoten.
AUGEN
Man findet häufig hohle, eingefallene Augen, die matt und trübe sind. Es kommt zum Jucken der Augen mit Entzündung, Rötung und Schwellung derselben, besonders des rechten Auges. Ebenfalls können die Augen tränen, besonders bei rauhem Wind. Die Sklera kann entzündet sein, wobei es zur deutlichen Gefäßzeichnung kommt. Die Augenlider zeigen ein krampfhaftes Jucken, was dazu führt, daß die Tiere die Augen dauernd an Gegenständen reiben. Es kann auch zu eitrigen Effloreszenzen auf den Augenlidern kommen. Die Augenlider sind geschwürig und rot, und das herabfließende Sekret ist wundmachend. Die Augen verkleben häufig über Nacht und müssen am Morgen gereinigt werden.
NASE
Es kommt zum Juckreiz der Nase und auch häufig zu heftigem Nasenbluten. Ebenfalls kann häufiges Niesen
beobachtet werden. Eine Verstopfung der Nasengänge bei Trockenheit der Nase ist zu bemerken, wobei die Tiere häufig schniefen oder mit offenem Maul atmen. Mitunter findet man Ausfluß einer stinkenden Flüssigkeit aus dem einen Nasenloch, wobei die Nasenschleimhaut geschwürig wird. Das Sekret ist ein gelbgrüner, wäßriger Schleim.
MAULHÖHLE
Es kommt zu Ausschlägen am Maul wobei sich Geschwüre an der Unterlippe finden lassen. Im Inneren der Oberlippe finden sich weiße, schmerzhafte Bläschen. Es kommt zu Schwellungen des Zahnfleisches, welche sehr heiß und schmerzhaft sind. Das Zahnfleisch kann leicht bluten. Ebenso finden sich Geschwüre am Zahnfleisch und eine große Lockerheit der Zähne. Die Zähne werden gelb. Es kann zu Knoten auf der Zunge kommen, wie zu Geschwüren unter der Zunge, wodurch das Fressen erschwert wird.
HALS
Die Tiere leiden unter Halschmerzen wie von einer Geschwulst, was das Hinunterschlucken flüssiger und fester Nahrung sehr erschwert und schmerzhaft macht. Dies führt häufig auch zum Auswürgen des gerade gefressenen Futters. Es kommt zur Trockenheit im Hals und Maul mit viel Durst. Die Tiere zeigen deutliche Schluckbewegungen, besonders nach vorhergehendem Futtergenuß. An beiden Seiten des Halses und auf dem Rücken zeigen sich kleine juckende Flechten. Am Hals kann es auch zu großen Knoten und roten, juckenden Ausschlägen kommen, welche sich rings um den Hals ziehen.
ATMUNGSORGANE
Die Tiere zeigen einen heftigen aggressiven Husten, wie von dem Einatmen reizender Gase. Es kommt Tag und Nacht zu Husten mit schwärzlichem oder gelbgräulichem Schleimauswurf. Manchmal zeigt sich auch blutiger Hustenauswurf. Der langwierige trockene Husten geht in Husten mit gelblichem Eiterauswurf über, wobei sich Schmerzen in der Brust einstellen, was an der angestrengten Haltung der Tiere zu erkennen ist. Es kann zur Verschleimung in der Luftröhre kommen, und beim Atemhohlen pfeift es in derselben.
Die Lungenbefunde beginnen in der Regel rechts und beschränken sich oft auch auf die rechte Körperseite. Nachts verschlimmern sich die Symptome, und ebenfalls im Liegen und nach der Aufnahme von kaltem Futter oder Wasser.
VERDAUUNGSORGANE
Die Lycopodiumtiere sind am Anfang ihrer Erkrankungen dick und träge mit einer Insuffiziens der Leber.
Im Verlauf ihrer Erkrankung magern sie aber ab, was durch ihren geblähten Leib aber eine Zeitlang verdeckt wird. Die Tiere sind heißhungrig, fressen aber gleichzeitig nur wenig, da sie nach den ersten Bissen anscheinend bereits satt sind und sich vom Futter abwenden. Die Tiere zeigen häufiges Aufstoßen, welches sich mit Gähnen abwechselt. Es kommt auch zum Brechwürgen und zum Schleimerbrechen. Zum Teil leiden die Tiere unter einem Erbrechen geronnenen Blutes und scharfen Magensekrets. Man sieht auch nächtliches Erbrechen von Speise und Galle nach vorausgegangener Angst. Die Nahrungs- u. Wasseraufnahme nehmen ab. Die Tiere zeigen teilweise aber einen steten Durst bei trockenem Maul, wobei nur wenig Wasser auf einmal aufgenommen wird. Nach der Futteraufnahme zeigen die Tiere Frostschauer sowie eine Aufgetriebenheit und Gespanntheit des Leibes. Die Magengegend ist beim Betasten schmerzhaft und der Bauch ist von Blähungen aufgetrieben, welche nicht abgehen wollen. Es kann zu Krampfkoliken bei angespanntem Hinterleib kommen, der Abgang von Blähungen vermindert die Schmerzen. Dies ist an der Erleichterung der Tiere nach dem Abgang der Gase zu sehen. Es kommt zum hörbarem Poltern und Kollern im Hinterleib. In der Leistengegend können rötliche Schwellungen entstehen, welche beim Betasten schmerzen. Es kommt zur Verengung des Mastdarms, welcher bei hartem Kotabgang oft hervorgepreßt wird, wodurch ein Mastdarmvorfall begünstigt wird. Zum Lycopodiumbild passen auch rezidivierende Koliken beim Pferd. Besonders wenn die Tiere eine besondere Vorliebe für Leckereien haben und empfindlich auf Streß reagieren. Die Tiere zeigen dann einen geblähten Leib mit Poltern und Knurren, besonders im Kolonbereich. Es kommt zur Verstopfung und Spasmen des Anus. Der Anus wird dabei oft nach innen gezogen. Die Flatulenzen sind stark faulig und riechen süßlich.
Im Allgemeinen bemerkt man veränderte Entleerung der Exkremente und einen heftigen Drang zu Kotentleerung wegen der krampfhaften Verengung des Mastdarmes. Der Kot kann oft nur mit vielen Beschwerden, oft gar nicht, herausgepreßt werden. Es kann auch zum Blutabgang aus dem Mastdarm kommen, selbst beim Absatz weicher Exkremente. Die Verdauungsbeschwerden verschlimmern sich am späten Nachmittag oder am frühen Abend. Beim Rind findet man hauptsächlich die Erkrankungen im Stoffwechselbereich wie die Acetonämie. Manche Lycopodiumhunde verzehren gerne Kieselsteine.
Die Leberinsuffiziens kann bis zur Leberzirrhose und zum Ikterus führen. Die Schwäche zeigt sich klinisch durch eine Verdauungsunverträglichkeit auf fettes Futter. Hier ist zu beachten, das dies bei Lycopodiumhunden sehr viel eher zu merken ist als bei Katzen, da diese eine viel bessere artspezifische Fettverträglichkeit haben.
HARNWEGE
Anfangs zeigt sich eine verminderte, später eine vermehrte Harnsekretion mit Absatz von dunklem Urin mit rötlichem oder gelblichem Bodensatz. Die Tiere haben Schmerzen in der Harnröhre, entweder während oder nach vorausgegangenem Urinabsatz. Es kann auch zu einem schmerzlosen Blutfluß aus der Harnröhre
kommen, was am häufigen Belecken der Penisspitze oder Vulva erkannt werden kann.
GESCHLECHTSORGANE
Es kommt zum Juckreiz am Penis. Hinter der Eichelkrone sammelt sich eine gelbliche Flüssigkeit und es entstehen dunkelrote, weiche Erhöhungen, welche heftig jucken. Die Tiere zeigen einen verminderten Geschlechtstrieb, obwohl der Habitus beim Rüden ja eher einen anderen Eindruck macht. Auch eine Prostatahypertrophie kann gefunden werden. Es kommt Schmerzen an den Zitzen des Euters oder der Gesäugeleiste. Es dringt etwas Blut und klebriges Wasser aus den Zitzen. Im Gesäuge entsteht ein harter schmerzhafter Knoten. Auch rissige und gezackte Feigwarzen können sich im Genitalbereich entwickeln, wobei dies beide Geschlechter betreffen kann. Bei Rindern sind im Bereich der Geschlechtsorgane auch lokalisierte Ovariitiden und Ovarialzysten zu finden. Diese können ohne Symptome verlaufen, aber auch mit Nymphomanie einhergehen. Eine Gewebeverhärtung, wie sie beim ganzen Lycopodiumtypus zu finden ist, zeigt sich im Bereich der Genitalien besonders. Dadurch kommt es zu Problemen beim Deckakt, da die Schleimhäute verhärtet und trocken sind.
BEWEGUNGSAPPARAT
Es findet sich eine Steifigkeit im Kreuz und Schmerzen in der Nierengegend. Dies ist ein Resultat der harnsauren Diathese des Lycopodiumtypes, bei dem sich die Harnsäure bevorzugt in der langen Rückenmuskulatur und im Kreuzbereich ablagert. Ebenso können die Tiere eine Spannung zwischen den Schulterblättern zeigen, wie von Rheumatismus. Oberhalb der Schulterblätter zeigen sich große schmerzhafte Ausschläge. Ebenso findet sich ein ausgeprägter Haarbruch, besonders zwischen den Schultern und am Widerist. Es kann auch zu Schwellungen der Achseldrüsen kommen. Es zeigt sich eine Lahmheit und Schwäche der Vorderextremitäten und krampfhaftes Zucken der Vorderhand. Bei den Tieren finden sich große Schwellungen am Vorderarmbereich, welche in Eiterungen übergehen können. Die Haut zeigt juckende Blüten und Blutgeschwüre an den Unterfußgelenken der Vorderextremitäten. Es kommt auch zu entzündlichen Schwellungen der Vorderfüsse mit Röte und Hitze. Ebenso findet man lähmende Schmerzen in den Hüftgelenken sowie ein anhaltendes Muskelzucken in der Mitte des rechten Oberschenkels. Es kommt auch zu Schwellungen der Hinterfüße bis übers Sprung- und Kniegelenk, welche mit großen roten Flecken besetzt sind, welche ebenfalls heftig schmerzen. Damit verbunden finden sich öfters Frostschauer mit Mangel an Fresslust und Durstlosigkeit. Die Tiere zeigen Knochenschmerzen des Schienbeins bei Berührung, sowie Schmerzen in den Hüften und Klauen wie von Verätzungen. Die Schwellungen der Füße können sich bis zur Bauchwassersucht mit Geschwulst der äußeren Geschlechtsorgane ausweiten. Hierbei zeigen die Tiere eine Atembeengung und sparsames Harnen mit Pressen und Zittern der Glieder. Die Steifigkeit der Glieder kann von hörbarem Knacken der Gelenke begleitet sein. Man findet ein Zucken der Glieder und Aufschrecken während des Schlafes.
CAUSA / ÄTIOLOGIE
Als auslösende Ursache für Lycopodiumkrankheiten kommen beim Tier vor allem Ärger und Langeweile in Betracht. Auch wenn die Tiere zum Zeitpunkt der Sozialisation (Kennenlernen des Verhaltens von Sozialpartnern wie Hund, Katze, Mensch) oder der Habituation (Kennenlernen von Gegenständen) nicht genug gefordert wurden, kann eine mangelnde Flexibilität auf Streß, Veränderungen der Umgebung,
oder ein unerwartetes Verhalten von anderen Tieren und Menschen eine Lycopodiumkrankheit auslösen.
Ebenso finden sich Lycopodiumkrankheiten als Folge von Überfütterung oder falscher Nahrung wie z.B. vielen Süßigkeiten. Hin und wieder finden sich die Symptome auch als Folge von Witterungseinflüssen. Allgemein muß aber beim Tier beachtet werden, daß eine Causa oft nur schwer auszumachen ist. Dies hängt mit dem Umstand zusammen, daß die offensichtlichen Symptome erst relativ spät auftreten, wodurch der Zeitpunkt des eigentlichen Krankheitsbeginns und damit der Ursache nur schwer zu bestimmen ist.
MODALITÄTEN
Man findet eine Besserung der Symptome durch kühle und frische Luft, durch leichte Bewegung,
lokale Wärmeanwendung, warmes Futter und warmes Wasser. Eine Verschlechterung durch Wärme und Hitze, Wetterwechsel, große Kälte, kaltes Futter und kaltes Wasser, in der Ruhe, bei Aufnahme großer Futtermengen, durch Berühren des Tieres und Zwang kann beobachtet werden. Eine zeitliche Verschlimmerung ist mitunter zwischen 16 - 19 Uhr und 3 - 8 Uhr zu beobachten.
ANWENDUNG BEIM TIER
Lycopodium findet Anwendung bei Erkrankungen von Magen-Darm-Trakt und Störungen der Verdauung, bei Erkrankungen der Atmungsorgane, bei Hautkrankheiten und Haarausfall sowie bei Erkrankungen der Harn-u.Geschlechtsorgane. Bei der konstitutionellen Behandlung empfiehlt sich die Gabe einer C 30 aufgelöst in Wasser. Die C 30 kann dann 3 mal täglich verabreicht werden, über 3 maximal 3 Tage. Folgepotenzen sind dann die C 200, C 1.000 oder die C 10.000. Bei einer eher organotropen Anwendung kommt eher eine D 6 -
D 12 in Betracht. Die Arzneigabe kann beim Tier über Globuli oder Tabletten direkt unter die Lippe erfolgen, wobei die Tiere die Arznei nicht unbedingt abzuschlucken brauchen. Ein kurzer Kontakt mit dem Tier reicht aus. Von der Gabe der Dilution in die Mundhöhle ist abzuraten, da dies den meisten Tieren nicht schmeckt und nur brennt. Doch manche Tiere wiederum lieben den Alkohol. Ich selbst verwende die Verdünnung von Dilution, Globuli oder Tablette in Wasser. Diese Verdünnung wird mittels einer Augentropfenpipette hinter die Lefze gegeben. Lycopodium wird auch in der Komplexhomöopathie ( Biologische Tiermedizin ) verwendet.
FALLBEISPIEL
Ein Mischlingsrüde wurde vorgestellt wegen einiger Ekzeme und Geschwüre an verschiedenen Stellen der Haut. Der Hund war 8 Jahre alt und sehr "rüdig", das heißt er zeigte deutliches Dominanzverhalten gegenüber anderen erwachsenen Rüden. Als störend fiel dem Besitzer auf, daß das Tier beim Anblick anderer Hunde stets heftig an der Leine zog, knurrte und kläffte. Wenn es sich beim anderen Hund um eine Hündin handelte war er sehr begierig zu schnüffeln und wollte zu ihr hin. Wenn es sich um einen anderen Rüden handelte, gebärdete sich der Hund so wild, als wollte er gleich eine Beißerei beginnen. Falls der Besitzer den Hund von der Leine ließ, rannte dieser los, blieb aber, sobald er merkte, daß da keine Leine mehr war, stehen. Es kam dann nicht etwa zum Kampf, sondern er ging grollend an dem anderen Hund vorbei, ohne ihn anzugreifen. Gefährlich wurde die Situation erst dann, wenn sich der andere Hund mehr als 2 Meter näherte oder gar ebenfalls knurrte. Da es auf diese Weise mehrmals zu Beißereien gekommen war, wollte der Besitzer den Hund kastrieren lassen.
Der Rüde war sonst klinisch unauffällig und neben den Ekzemen fiel nur auf, daß das Haar besonders im Gesicht für das Alter des Tieres sehr grau war.
Therapie:
Der Hund bekam Lycopodium C 200 1 x täglich 3 Tage lang und zum Abschluß am 4. Tag eine Lycopodium
C 1000. Der Hund blieb zwar immer noch relativ dominant, wurde aber deutlich umgänglicher und konnte sogar wieder frei laufen, ohne daß es zu Beißereien kam. Dem Besitzer fiel zudem auf, daß der Hund deutlich lebhafter wurde.
ANTIDOTE UND VERGLEICHSMITTEL
Vergleichsmittel für Lycopodium sind Berberis vulgaris, Carduus marianus, Chelidonium, China, Nux vomica, Rhus toxicodendron und Sulfur. Als Antidote kommen Aconitum, Camphora, Causticum, Chamomilla, Coffea, Graphites und Pulsatilla in Frage.
ARBEITSKREIS TIERHOMÖOPATHIE ( Bitte als Extrablock setzen )
Wenn Sie Interesse an der Tierhomöopathie haben, sind Sie im Arbeitskreis Tierhomöopathie des
Fachverband Deutscher Heilpraktiker – Landesverband Berlin-Brandenburg e.V. – herzlich willkommen.
Die nächsten Termine sind Samstag, der 28. August 1999 ( Arzneimittelbild Arsenicum album und Homöopathie bei Durchfallerkrankungen ) und Samstag, der 16. Oktober 1999 ( Arzneimittelbilder China und Coffea ).
Der Arbeitskreis trifft sich jeweils von 9.00 – 13.00 Uhr in den Räumen der Samuel-Hahnemann-Schule, Mommsenstr. 45, 10629 Berlin-Charlottenburg. ( Infos unter Telefon 030 / 703 69 60 bei Arne Krüger )
Zum Abschluß ein Lycopodiumgedicht von Christel Paarmann :
Dein Hund stürzt hin zur Futterschüssel
mit riesengroßem Appetit.
Doch als er dann sein Fressen sieht,
da nimmt er nur ein kleines bissel,
und davon ist er auch gleich satt,
denn er verspürt schnell Druck im Magen.
Bald werden Blähungen ihn plagen,
wovon er eine Menge hat.
Bei ihm ist gute Laune rar.
Ihn ausbildend, mußt du dich plagen,
denn dieser Typ läßt sich nichts sagen,
und manchmal beißt er dich sogar.
p.s. es ist noch nachzutragen :
Am Widerrist, da bricht sein Haar.
LITERATUR
1. Boericke, W. : Homöopathische Mittel und ihre Wirkungen. Grundlagen & Praxis, 4. Aufl. 1993, Leer
2. Braune, H. / Frohne, D. : Heilpflanzenlexikon. G. Fischer-Verlag, 6.Aufl. 1994, Stuttgart
3. Day, C. : Homöopathischer Ratgeber Heimtiere. BLV-Verlag, 1. Aufl. 1992, München
4. Fröhner, E. : Lehrbuch der Toxikologie für Tierärzte. Enke-Verlag, 4.Aufl. 1919, Stuttgart
5. Genzke, J. : Homöopathische Arznemittellehre für Thierärzte. Schumann-Verlag, 1.Aufl. 1837, Leipzig
6. Hahnemann, S. : Organon der Heilkunst. Haug-Verlag, 5.Aufl. 1984, Heidelberg ( 6.Aufl. 1842, Paris )
7. Homöopathisches Arzneibuch : 1. Nachtrag 1991. Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart
8. Kent, J.T. : Kent`s Arzneimittelbilder. Haug-Verlag, 2.Aufl. 1977, Heidelberg
9. King, G. : Veterinärhomöopathie. Schlütersche Verlagsanstalt, 1.Aufl. 1992, Hannover
10. Krüger, A. : Lycopodium in der Tierhomöopathie. Homöopathische Einblicke 13 / 1993
11. Langhammer, L. : Grundlagen der pharmazeutischen Biologie. Springer-Verlag, 1.Aufl. 1980, Berlin
12. Macleod, G. / Wolter, H. : Homöopathische Behandlung der Rinderkrankheiten. Sonntag-Verlag, 1.Aufl. 1985, Regensburg
13. Mezger, J. : Homöopathische Arzneimittellehre. Haug-Verlag, 5.Aufl. 1981, Heidelberg
14. Paarmann, C. : Wo sanfte Kräfte sinnvoll walten ... Homöopathische Verse auf den Hund gekommen. Eigenverlag, Berlin
15. Rakow, B. u. M. : Bewährte Indikationen der Homöopathie in der Veterinärmedizin. Sonntag-Verlag, 2.Aufl. 1995, Stuttgart
16. Rakow, B. u. M. : Homöopathie in der Tiermedizin. Aude Sapere Verlag, 1.Aufl. 1995, Karlsbad
17. Rakow, M. : Unsere Pferde - gesund durch Homöopathie. Sonntag-Verlag, 1.Aufl. 1997, Stuttgart
18. Schroyens, F. : 1001 kleine Arzneimittel. Hahnemann-Institut, 1.Aufl. 1995, Greifenberg
19. Stauffer, K. : Klinische homöopathische Arzneimittellehre. Sonntag-Verlag, 11.Aufl. 1993, Stuttgart
20. Steingassner, M. : Homöopathische Materia Medica für Veterinärmediziner, Maudrich-Verlag, 1.Aufl. 1998, Wien
21. Stübler, M. et al : Leesers Lehrbuch der Homöopathie Bd. 3 : Pflanzenstoffe I. Haug-Verlag, 3. Aufl. 1987, Heidelberg
22. Tyler, M.L. : Homöopathische Arzneimittelbilder. Burgdprf-Verlag, 1.Aufl. 1993, Göttingen
23. Westerhuis, A. : Homöopathie für Hunde, Knauer-Verlag, 1.Aufl. 1991, München
24. Wolff, H.G. : Unsere Hunde - gesund durch Homöopathie. Sonntag-Verlag, 10.Aufl. 1994, Stuttgart
25. Wolff, H.G. : Unsere Katze - gesund durch Homöopathie. Sonntag-Verlag, 6.Aufl. 1994, Stuttgart
------------------------------------------------------------------